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Hund und Leine |
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Hund und Leine
zahlreiche Einsätze der „Superfrauchen und Co.“ haben es uns in vielen Fernsehsendungen verdeutlicht, Verhaltensprobleme bei Tieren sind an der Tagesordnung und ihre Folgen werden nun der breiten Öffentlichkeit bewusst gemacht.
An der Leine zerrende und kläffende Vierbeiner, verzweifelte Herr-chen und Frauchen stellen für Mitmenschen und Hunde während des Spaziergangs oft eine große Herausforderung und Ärgernis dar. Ein unharmonisches Miteinander im Haushalt macht den Frust oft perfekt.
Ursache hierfür ist neben Unkenntnis über die Eigenarten des hündischen Familienmitglieds auch Unverständnis der
„Hundesprache“.
Diese „Hundesprache“ wird beim Spaziergang, durch Einwirkung von Leine und Halsband, zur „Fremdsprache“ sodass selbst Hunde oftmals untereinander „aneinander vorbeireden“.
Hunde verständigen sich untereinander zunächst visuell.
Hierbei tauschen Sie Informationen durch optische Einschätzung des Gegenübers aus, es werden jetzt bereits Rangordnungsfragen geklärt.
Die Körpersprache des Gegenübers und seine Mimik dient der Auswertung wie weit man die eigenen Ansprüche durchsetzen kann oder auch nicht, die Kommunikation der Hunde hat bereits begonnen.
Die Körpersprache der aufeinander treffenden Hunde signalisiert also wie die Begegnung ablaufen soll und wird.
Durch das Kurzhalten der Leine, also durch eine Verkürzung der Halter-Hund-Distanz wird jedoch die Körpersprache des Hundes stark verändert.
Der Hund kann sich oft nicht mehr in gewohnter Weise äußern, da er in eine Körperposition gebracht wird, welche oftmals nur ein Signal für den entgegenkommenden Hund zulässt „Der andere ist bereit zu kämpfen, ich muss mich darauf vorbereiten“.
Wie verändern wir also die Körpersprache des Hundes, wenn wir an der Leine ziehen, wie bringen wir Fremdwörter ins Spiel?
Sieht der Hund einen Artgenossen, dann will er nach vorne, durch unsere Einwirkung wird er aber gestoppt in seinem Vorwärtsdrang.
Das Ergebnis ist nun für alle sichtbar. Der an der Leine ziehende Hund richtet sich auf und wird zum Kraftpaket. Die Kopfpartie kommt höher, der Hals steht steiler und der Hund wirkt größer. Sein Brustkorb ist nach vorne gerichtet und durch das Ziehen geht die gesamte Vorderhand etwas auseinander. Der Hund wird „breit“. Die Muskulatur im Rumpf spannt sich sichtlich an, seine Ohren zeigen nach vorne, die Augen werden groß (dies geschieht oft auch durch den Sauerstoffmangel beim Ziehen), das Rückenfell sträubt sich und der andere Hund wird fixiert, denn schließlich will der Hund ja zu seinem Artgenossen.
Aufgrund der Vorwärtsbewegung des Hundes und Rückwärts-bewegung (Stoppen) des Halters, die auf den Hund durch das Halsband übertragen wird, strahlt der Hund nun missverständlich Kampfbereitschaft/Verteidigungsbereitschaft und gegebenenfalls Dominanz aus.
Während er vielleicht ohne Zug an der Leine nun Beschwichtigungs-signale aussenden würde, ggfs., sich sogar unterwerfen würde, so sind ihm diese Möglichkeiten durch den Leinenzug nun genommen.
Doch auch psychisch verändert sich der Hund, wenn der Halter selbst in einem näher kommenden anderen Hund eine potentielle Gefahr sieht.
Der Hund verfügt über wie schon geschrieben ca. 200 - 220 Millionen Riechzellen. Wird der Halter in einer Situation nervös, spannt er sich an. In dieser Stressituation für den Hundehalter beginnt die Schweißsekretion, da die Schweißdrüsen durch das vegetative Nervensystem reguliert werden. Bei unseren Hunden werden durch den Schweiß die Geruchsreize für Artgenossen intensiviert. Durch das Verkürzen der Halter-Hund-Distanz wird dem Hund diese Situation bewusst „unter die Nase gehalten“.
In nur 1 bis zu 4 Sekunden verändert der Stress des Halters und die damit verbundenen Reaktionen in der Körpersprache das Bild des entgegen kommenden Hundes und schafft eine völlig neue Ausgangssituation.
In der Hundesprache sieht die Situation nun so aus.
Adrenalin und Noradrenalin des Halters werden vom Hund wahr-genommen, als Vertrauensperson des Vierbeiners gibt dieser ihm zu verstehen „Kampf ist angesagt, da lauert Gefahr, also muss der Hund reagieren“.
Die Unsicherheit des Hundehalters wird zu einer festen Größe auf den Spaziergängen, durch ständige Wiederholungen solcher Begeg-nungen wird der Hund konditioniert und gefestigt.
Ohne Einwirkung von Halter und Leine laufen Begegnungen von Hunden meist reibungslos ab. Selbstverständlich gibt es Hunde die einen „Lieblingsfeind“ haben. Dabei handelt es sich bei Rüden meist um Territorialverhalten und Hündinnen verteidigen ihre Rolle als Alphatier und den dazu gehörenden Rechten. |
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